gefangen auf Hiddensee ….es könnte schlimmer kommen als hier liegen zu müssen. Es ist eine wahrlich schöne Insel – auch bei Sturm, Wind und Gebraus. Das ist nämlich der Grund, warum wir hier seit 7 Tagen liegen und dem Wahnsinns Wetter zuschauen. Die Böen donnern über die Insel und draußen tobt das Meer, so stellt man sich einen Ostsee Urlaub auf der Insel doch vor, oder?

Wir machen hier fein das Touristen Programm und haben großen Spaß daran. Aber nun erst mal zu unserer vergangenen Route, es ist ja schon wieder eine viel zu lange Weile her, daß ich was geschrieben habe.
Vom letzten Punkt, Stora Rör, ging es völlig unspektakulär nach Kalmar um unsere Vorräte aufzufüllen und zu tanken. Von dort aus ging es nur ein kleines Stück weiter nach Berkvara – ein sehr niedlicher, kleiner Hafen. Eine lange und sehr enge Rinne führt einen dort hin. Es gibt dort noch eine alte Werft die man sich denken muß, denn um 1800 gab es dafür noch kein Gebäude, also ist die Wiese heute mit einem Schild markiert. Die Hütte des alten Schmieds ( er wurde 99 Jahre alt) gibt es aber noch, voll eingerichtet und dient heute als Museum und ab und zu werden auch irgendwelche Veranstaltungen dort abgehalten.
Dann hieß es wieder: Sund queren und rüber nach Öland nach Grönhögen. Von dort aus sollte es nach Bornholm gehen, daher haben wir uns den südlichsten Absprungort gesucht. Hier in Grönhögen haben wir den ersten Hafenmeister der Reise angetroffen, der uns die Leinen annahm. Er kannte jeden Stein im Hafen und hat uns gesagt wo wir am besten liegen bei dem Wind…. So kam es, daß wir auch dort ein paar Tage verbrachten, denn der Wind kam – wie eigentlich fast die ganze Reise- aus der falschen Richtung. Wir hätten die lange Strecke nach Bornholm kreuzen müssen. Später haben wir gelernt: “Das Leben ist zu kurz zum Kreuzen”. Also blieben wir und haben so auch Midsommer hier verbracht. Um 13 Uhr wurde die Midsommer Stange gestellt und das komplette Dorf versammelte sich auf der Wiese.

Es gab selbst gemachten Erdbeerkuchen mit Sahne und Kaffee aus der Pumpkanne. Alle saßen und lagen auf der Wiese und es war eine äußerst angenehme Atmosphäre. Die Mädels und Damen hatten geflochtene Blumenkränze im Haar und sahen hübsch aus. Der Tanz um die Stange dauerte 2 Stunden, es wurde gesungen und alle hatten ihren Spaß. Ein schönes Fest für uns zu sehen.


Als der Wind nachließ sind wir am frühen Morgen los mit Ziel Bornholm. Wir haben um die 20 Std. kalkuliert, es sollte natürlich auch mal Flaute sein. Die allerdings kam wesentlich früher als vorhergesagt und nach bereits 15sm lief der Motor. Wir wollten keine 5 weiteren Stunden unter Motor verbringen, also sind wir mal eben abgebogen nach Utklippan.

Da waren wir zwar schon bei der Hinfahrt, also ca. 6 Wochen früher, aber das war quasi eine andere Zeitrechnung… Da war der Hafen leer, nun ist Saisonbeginn und der Hafen war VOLL. Wir haben den vorletzten Platz ergattert, danach war Päckchen liegen angesagt. Hier noch ein Bild vom leeren Hafen und einer sensationellen Insel.

Weil wir brav zum Hafenmeister gerudert sind durfen wir auch auf den Leuchtturm. Die Insel hat eine Robbenkolonie von mittlerweile knapp 1200 Robben. Einer kamen wir sehr nah, die sich im Abendlicht ihren Pelz pflegte, vom Turm haben wir sehr viele gesehen, leider auch viele tote. Der Hafenmeister, der ein fantastisches deutsch spricht, erklärte uns, daß die Kolonie fast doppelt so groß ist wie normal, weshalb sehr viele Krankheiten entstehen. Leider fühlt sich niemand in Schweden für die Pflege oder Entsorgung zuständig und so nimmt das alles keinen schönen Lauf. Es war sehr ernüchternd zu hören. Aber: warum soll wo anders immer alles besser sein als bei uns? Pfiffkas. Dennoch eine unglaubliche Insel. UND: Zahlung per Kreditkarte mit des Hafenmeisters Handy, der hatte nämlich WLAN und die passende App. Wenn sonst nix geht in Schweden – WLAN geht immer.
Bei unserem zweiten Besuch “verendeten” wir beim Hafenmeister nach der Zahlung, es wurde ein sehr unerwarteter und lustiger Abend. Hier haben wir den Spruch gehört: “Das Leben ist zu kurz zum Kreuzen”. Von einem dänischen Paar, vor 3 Monaten in Rente gegangen und nun unterwegs bis sie keine Lust mehr haben. Mit dem Schiff ( auf dem wir noch eine Flasche Wein gemeinsam trinken mussten) kann das allerdings eine gute Weile dauern! 🙂

Dieser ungeplante Zwischenstopp brachte uns allerdings den richtigen Wind für den nächsten Tag und so sind wir sehr gut auf die Erbseninseln gekommen. Christiansö war unser Ziel, auch ein unglaublicher Hafen und Ort. Der Hafen ist quasi zweigeteilt und über eine Zugbrücke sind die beiden Mini Inseln miteinander verbunden.

Mittelalterliche Pflastersteine und eine unglaubliche Flora dominieren das Bild. Wilder Salbei mit Blättern so groß wie meine ganze Hand! Tolle Gassen, viele Tümpel, ein kleiner, uralter Friedhof oben auf einem Hügel, fast wie ein botanischer Garten so vielfältig und hübsch. Die Grabsteine sind nebensächlich und ganz klein und unscheinbar.

Wir haben uns besonders über ein völlig unerwartetes Konzert gefreut!
Als wir vom Spaziergang zurückkamen war unser Schiff weg! Der Hafenmeister hat es mal schnell per Hand umgelegt weil wir etwas zu nah am Fähranleger lagen. Wir haben kurzzeitig blöd geschaut, denn damit rechnet man ja nicht 🙂
Dann ging es weiter nach Bornholm, es waren unglaubliche 8sm bei herrlichem Wind und Wetter. Gudhjem war das Ziel. Was für eine Hafeneinfahrt! Uns stand beiden der Schweiß auf der Stirn denn die Einfahrt war so eng und felsig, daß man eigentlich die Felsen berühren hätte können. Hier waren die Peilmarken besonders wichtig.


Sonst hatte das Dorf nicht so wahnsinniges zu bieten und wir sind am nächsten Tag gleich weiter in den Norden nach Allinge. Dort war es hübsch für uns und wir haben den Liegetag mit einem schönen Waldspaziergang und viiiiel Essen verbracht! Und dann die große Entscheidung! Es war klar, daß viel Wind aus der für uns falschen Richtung kommen würden ( was auch sonst) und so fiel die Entscheidung eigentlich auf einen Spaßvorschlag von mir: “Warum nicht Hiddensee?” Wir wussten, daß wir u.U. etwas länger liegen werden und da war uns dann dieses Ziel am liebsten. Die Entscheidung war goldrichtig.
Wir haben Bornholm morgends um 0250 verlassen um unser neues Ziel noch bei Tageslicht zu erreichen. Es warteten gute 80sm auf uns. Wir hatten wieder Wachwechsel und einen klasse Segeltag. Es lief alles wie am Schnürchen, hätten eigentlich einen Anlieger gefahren, aber natürlich drehte der Wind 15sm vor dem Ziel und wir durften dann doch noch kreuzen. Der Wind nahm auch ordentlich zu, wie kann es auch anders sein wenn man eh schon platt ist und eigentlich schon froh ist angekommen zu sein… Um 2100 waren wir dann endlich im Hafen. Und sind es seither. Endlich Urlaub!!! Es ist herrlich.

Ausgedehnte Wanderungen, Fahrradtouren und Schiff schrubben, schrauben, polieren. Herrlich. Mal ist es ein normales Rad, mal ein Tandem mal ein e-Bike, es gibt doch viel zu tun hier. Tandem war ein Kracher – hat viel Laune gemacht und viel Laune gebracht. Jeder hat uns angelacht, der uns sah. Wir waren sogar damit in den Sandwegen und haben uns wirklich gut gehalten und kamen super über Stock und Stein.
Heute regnet es wie verrückt, das Schiff schiebt Lage im Hafen und wir sind gespannt, wann wir hier jemals wieder wegkommen….
Seid herzlichst gegrüßt aus dem wilden Osten, SanDee & Olaf
Wunderschön ist es deine Zeilen zu lesen und ab und zu spielen ein paar Tränen mit, die das Lesen erschweren. 🥰😍 Ich freue mich schon sehr alles von euch persönlich zu erfahren und zu hören. Also in der Hoffnung dass euch der Wind wieder heim reisen lässt 🤣😂
Ja, das hoffen wir auch… Wahrscheinlich wird der Aufbruch hier schwer 😁 Bis ganz bald 😘